Zum Thema “Heimat” hat sich unser Mitglied Dieter Schwarze Gedanken gemacht. Dieter ist seit kurzem Beisitzer im Vorstand des Gronauer Ortsverbands der Grünen. Dazu angeregt hat ihn der Artikel “Heimat, die ich meine…” in den Westfälischen Nachrichten.
Politisierte Heimat
“Heimat” ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend politisiert wurde, erkennbar z.B. daran, dass es sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch beim Bund Ministerien gibt, die “Heimat” im Namen tragen. Grund genug, sich über den Begriff Gedanken zu machen. Heimat scheint immer mehr ein Fluchtort zu sein für Menschen, die von der “Globalisierung” verunsichert werden.
Heimat in Gefahr?
Heimat, das ist zuerst wohl der Ort, an dem man geboren und aufgewachsen ist. Für die meisten Deutschen jünger als 70 also etwas, was eigentlich nicht verloren gehen konnte im Gegensatz zu den älteren, die noch Flucht und Vertreibung erleben mussten. Trotzdem scheint “Heimat” so sehr in Gefahr zu sein, dass sich Ministerien darum kümmern müssen.
Wesenskern von Heimat
Der Heimatverein Epe, dem wir bei dieser Gelegenheit herzlich zum silbernen Jubiläum gratulieren, hat in letzter Zeit auf die Denkmalwürdigkeit einzelner Gebäude in Epe hingewiesen, Gebäude, die offenbar ein Stück Heimat darstellen. Nun kann der vertraute Anblick alt-ehrwürdiger Gebäude zum Heimatgefühl beitragen, trotzdem basiert dieses Gefühl von Heimat auf etwas, was weniger “Fassade”, sondern mehr “Wesenskern” dessen ist, was Heimat ausmacht.
Heimat, das sind die Menschen, die für mich Bedeutung haben
Denn Heimat ist nicht wesentlich dort, wo ich die Gebäude erkenne, sondern da, wo ich Menschen kenne. Menschen, die für mich und meine Familie eine Bedeutung haben. Dazu gehören z.B. Nachbarn, die ich mal bitten kann, bei meiner Abwesenheit den Müll an die Straße zu stellen. Dazu gehören Freunde, die mit anpacken, wenn die Kinder ausbildungsbedingt umziehen müssen. Dazu gehören Vereinskameraden, mit denen ich nicht nur Sport treiben und Schützenfest feiern kann, sondern denen ich auch im Vertrauen auf ihre Verschwiegenheit mal Privates anvertrauen kann, wenn ich bedrückt bin.
Freundlich, weil es richtig ist
Und es gehören Menschen dazu, die zu mir freundlich sind, einfach so, weil sie es richtig finden. Menschen, die tun, was für die Gemeinschaft gut ist und die lassen, was ihr schadet. Autofahrer z.B., die vor meinem Haus so parken, dass die in der Straße wohnende Mutter mit ihrem Kinderwagen auf dem Fußweg am Auto ohne Probleme vorbeikommt. Radfahrer, die auf gebrechliche Menschen mit Rollator rücksichtsvoll reagieren und sie nicht zur Seite schubsen, wenn diese an einer engen Stelle auf den Radweg geraten.
Kurz: Menschen, die rücksichtsvoll, mitfühlend, hilfreich und solidarisch fühlen, denken und handeln.
Jede und Jeder kann beitragen: Einfache Regel
Dass unser Viertel, unser Dorf, unsere Stadt im guten Sinne Heimat ist, dazu kann jede und jeder beitragen, indem er und sie die Regel befolgt, die interessanter Weise in allen großen Weltreligionen verankert ist und die ein deutsches Sprichwort so formuliert: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. So wird Heimat. Die Regel ist einfach und jeder kann sie lernen.
Denkmal “Lernende”
Beim Lernen sind wir wieder beim Heimatverein Epe. Das Anfang des Monats vor dem Amtshaus in Epe aufgestellte Denkmal “Lernende” drückt diesen Gedanken: Lernen, damit wir uns heimisch fühlen können, in beeindruckender Weise aus. Und das Denkmal verdeutlicht, dass Heimat nicht an den Ortsgrenzen von Epe oder Gronau endet, sondern dass letztlich die Erde als Ganzes unser “Heimat-Planet” ist, dessen Brüche zusammengehalten werden können durch das vereinigende Band, das die Aufschrift trägt: “Bildung, Toleranz, Respekt, Geduld, Verständnis”, wobei ich – die Diskussionen über Bildungspolitik über Jahre im Sinn – betonen möchte: Bildung muss vom Ursprung her “Herzensbildung” sein. Der Rest kommt dann schon.
Auch für dieses Denkmal möchten wir dem Heimatverein herzlich gratulieren und uns dafür bedanken. Möge es vielen Bürgern sagen: Denk mal!
Heimat bieten für Heimatlose
Bei unserem Ausflug zur Betrachtung des Denkmals am Samstag ergab sich zufällig die Begegnung mit einem jungen Mann, denn wir aus dem Gottesdienst und anschließenden Gesprächen kannten. Er kam vor wenigen Jahren aus Teheran nach Gronau, da er in “seiner Heimat” seines Lebens nicht mehr sicher war. Möge er in Gronau und Epe auf viele Menschen treffen, die ihm neu das Gefühl geben, hier eine Heimat zu haben.
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